Die Reise beginnt genau dort, wo die meisten der Islandbesucher starten, am Internationalen Flughafen in Keflavik, respektive dem nahe gelegenen Reykjavik. Die recht umtriebige Hauptstadt verzerrt ein kleines bisschen den ersten Eindruck, den man von Island erhält. Dem ersten Anschein nach ändert sich nicht all zuviel im Vergleich zu einer 100.000 Einwohner Stadt in unseren Breitengraden. Sollten all die gelesenen Zeilen über menschenleere, urwüchsige Natur nur ein Werbegag gewesen sein? Wie sich im Laufe der Reise zeigen wird – natürlich nicht! Island ist und bleibt ein Land für Naturfreunde, auch wenn das gesellige und ausladende Reykjavik ein konträres Gefühl vermittelt. Doch bereits 20 km nach Verlassen der Stadtgrenze ist von all dem nichts mehr zu spüren. Die monumentale Schöpfung dieses einzigartigen Landstrichs zieht uns nun km für km tiefer in seinen Bann. Wir reisen von nun ab im Uhrzeigersinn um die Insel. Unser erstes Ziel ist der abseits gelegene Kaskadenwasserfall Hraunfossar mit dem etwas weiter flussaufwärts hinabstürzenden Barnafoss, den wir über eine ausgewaschene Offroad-Piste erreichen. Am folgenden Tag geht´s auf die Snaefellsnes Halbinsel nach Grundarfjördur, wo wir bereits von unserem Skipper Gisli erwartet werden, um an Bord der Laki einen traumhaften Tag beim Hochseefischen zu verbringen. Nachdem wir unseren Fang, abends zuvor, köstlich zubereitet, verspeist haben, treffen wir uns am kommenden Morgen mit Thor, unserem Guide, mit dem wir in eine mehrere tausend Jahre alte Lavahöhle inmitten des Snaefellsjökull National Parks hinabsteigen. Eine lange Fahrt bringt uns die nächsten Tage hinauf in die Abgeschiedenheit der Westfjorde. Es ist so gut wie gar nichts los, was in etwa soviel bedeutet, dass wir alle 1 ½ – 2 Stunden ein Auto als Gegenverkehr haben. Unser Ziel ist der westlichste Punkt Islands und damit Europas mit seinem weltberühmten Vogelfelsen Latrabjarg. Er gilt als einer der größten der Welt, denn in den bis zu 400 m steil abfallenden Klippen leben, auf knapp 14 km, Millionen von Seevögeln. U.a. auch die äußerst fotogenen Papageitaucher, die hier zur Aufzucht ihrer Brut nach dem langen, harten Winter aus südlicheren Gefilden zurückkehren.
Es ist Anfang Mai und eigentlich der Monat, der laut Statistik, die meisten niederschlagsfreien Tage im Jahr auf Island bietet. Doch dieses Jahr ist das Wetter, wie in komplett Europa, vollkommen aus den Fugen geraten. Bei unserer Weiterfahrt zur entlegenen ehemaligen Fischfabrik Djupavik geraten wir, auf einer schmalen, bergigen Küstenpiste, in einen Schneesturm, der innerhalb einer Stunde mit orkanartigen Winden wohl 50 cm Neuschnee aufhäuft. Manche Passagen sind auf der regulären Strecke überhaupt nicht mehr passierbar, da sich dort Schneeverwehungen mit bis zu 1,50 m Höhe gebildet haben. Hier wird zum ersten mal klar, dass all die teilweise an Comickarikaturen erinnernden Super-Jeepumbauten mit ihren mannshohen Rädern, nicht einer übertriebenen Extravagance entsprungen sind, sondern im Winterhalbjahr schlichtweg ein sicheres Fortkommen, des im Klammergriff von Schnee und Eismassen befindlichen Islands, bedeuten. Wir stecken fest und kommen erst mit Stunden Verspätung in der ehemaligen Heringsfabrik Djupavik an, die vor rund 100 Jahren ihre Blüte erlebte. Nach einer Nacht am gefühlten „Ende der Welt“ kehren wir den fantastischen Westfjorden den Rücken und kehren auf die „Hauptinsel“ zurück. Unser nächstes Ziel ist die kleine Halbinsel Vatnsnes, in deren umgebenden Gewässern sich eine der größten Seehundkolonien Islands aufhält, die wir besuchen. Unser Weg bringt uns immer weiter Richtung Norden, doch obwohl das Jahr zusehens Richtung Sommer fortschreitet, kommen uns die Schneehänge der Berge fortwährend entgegen. Egal, das Land ist einfach bei jeder Jahreszeit und jeder Wetterlage eine Sensation und außerdem … wir können es sowieso nicht ändern! Unsere nächste Station ist Lytingsstadir, eine Farm im Norden Islands, bei der sich alles um die berühmten Islandpferde dreht. Hier werden die robusten Tiere, die im Gegensatz zu ihren Artgenossen auf dem Kontinent mit Tölt und Pass zwei weitere Gangarten beherrschen, gezüchtet und Reitausflüge jeglicher Art und Weise angeboten. Gute 100 km weiter liegt die Hauptstadt des Nordens, Akureyri. Mit ihren rund 18.000 Einwohnern ist der am Eyjafjördur gelegene Flecken nach dem Großraum Reykjavik die zweitgrößte Ansammlung menschlichen Zusammenlebens auf Island. Dementsprechend gut ist hier die Infrastruktur ausgebaut, so dass es sich geradezu anbietet, ein paar Tage die Stadt als Basis zu nutzen, um von hier Ausflüge in die nähere Umgebung zu unternehmen. So besuchen wir die einzige Bierbrauerei in Nordisland, die nach tschechischem Reinheitsgebot braut und als Grundlage für ihren Gerstensaft das natürliche, klare Bergwasser der Insel nutzt, statten einer Fischfabrik einen Besuch ab und nutzen die Gelegenheit und gehen in den schneebedeckten Bergen mit dem Snowmobil auf Tour. Ein kurzer Flug bringt uns auf die kleine, nur mit rund 100 Einwohnern besiedelte, Insel Grimsey, die kahl und windumtost, aber durch und durch bezaubernd, 40 km nördlich der Nordküste des Haupteilandes liegt und durch die direkt der Polarkreis verläuft. Anschließend verlassen wir Akureyri und fahren weiter Richtung Osten. Doch zunächst legen wir im Freilichtmuseum Laufas einen Stopp ein, um ein bisschen in der jüngeren Geschichte Islands umherzustöbern. Dieser Grassodenhof ist ein gutes Beispiel für die Lebensweise der Großbauern bis kurz vor dem zweiten Weltkrieg. Mit jedem Kilometer weiter Richtung Osten werden die Schneemassen immer noch mehr, was dem kolossalen Godafoss Wasserfall ein ganz besonderes Entree gibt, unserem ursprünglichen Plan über die legendäre Sprengisandur zur Askja zu gelangen, jedoch ausbremst. Dies holen wir dann 8 Wochen später nach, was soviel heißt, dass wir hier einen kurzen Zeitsprung einlegen. Zurück aus dem Hochland, erreichen wir das Geothermalgebiet Myvatn, wo es überall dampft und zischt. Hintergrund dafür ist, dass das Gebiet zum kontinentalen Grabenbruch gehört, der sich von der Reykjanes Halbinsel im Südwesten, quer durch Island bis zum Öxarfjördur im Norden erstreckt. Hierbei driften die eurasische und die nordamerikanische Kontinentalplatte fortwährend auseinander, das zur Folge hat, das enorme Spannungen in der Erdkruste entstehen, die sich in unterschiedlichster Form entladen. Die hier entstehende Erdwärme wird in vielfältigen Varianten genutzt. Die einen backen Brot damit, die anderen gewinnen mit einem bombastischen Geothermalkraftwerk Energie damit und die Genuss suchende Gesellschaft aalt sich in den heißen Quellen, um Körper und Seele zu entschlacken. Einen ganz speziellen Kick, der nur bei diesen Bedingungen möglich ist, gönnen wir uns unweit des Myvatnsees. Und zwar eine Schneeschuhwanderung, bei mystischem nebelverhangenem Wetter, über die meterhohen Schneewächten zum aktiven Vulkangebiet des Krafla. Hier findet sich jüngstes erkaltetes Magma vom letzten Ausbruch im Jahr 1984. Unser nächstes Ziel ist der Küstenort Husavik, das Zentrum Islands für Walbeobachtungen. Natürlich gehen auch wir an Bord eines Trawlers und genießen die majestätischen Meeressäuger, die immer wieder laut Luft holend ihre Finne aus den Fluten des Nordatlantiks recken. Unweit der 2.000 Einwohner Stadt Husavik liegt die großartige Asbyrgi Schlucht mit einem, für isländische Verhältnisse, ungewöhnlich grünen Baumbestand. Nun folgen wir der Inselumrundenden Straße No. 1 durch die bizarren Landschaften Ostislands bis hinab nach Höfn. Hier genießen wir die große kulinarische Spezialität dieser Region … köstlich zubereitete fangfrische Langusten. In Höfn beginnt offiziell das Vatnajökullgebiet. Der Vatnajökull ist die größte zusammenhängende Gletscherfläche Europas außerhalb des Polargebiets und seit 2008 als Nationalpark geschützt. Sie bedeckt ungefähr 8% der Fläche Islands und begleitet uns rund 120 km entlang unserer Fahrt Richtung Westen. Einen ganz besonderen Stopp auf dieser Etappe legen wir am Gletschersee Jökulsarlon ein, denn hier treiben, von Ebbe und Flut angetrieben, pittoreske Eisberge, die eine Höhe bis zu 15 m erreichen können. Die Einmaligkeit dieser Szenerie erkennt man schon dadurch, dass hier in regelmäßigen Abständen Hollywood zu Gast ist und der Jökulsarlon schon so manchem Blockbuster als Kulisse diente. Nicht minder faszinierend sind die, wie riesige Diamanten wirkenden Eisbrocken, die gegenüber der eigentlichen Lagune, am schwarzen Atlantikstrand angeschwemmt werden und für kurze Zeit Kunstwerke sonders gleichen darstellen. Eine der gut zugänglichen Ecken des Vatnajökull Nationalparks ist das Skaftafell. Bis 2008 war das Gebiet ein eigenständiges geschütztes Gebiet, ging dann jedoch im Vatnajökull Nationalpark auf. Nichtsdestotrotz ist hier die touristische Infrastruktur immer noch am besten bzw. versucht man hier den aufkommenden Tourismus vernünftig zu kanalisieren. Auch wir vergnügen uns einige Zeit in dieser Region und besuchen den basaltsäulengesäumten Svartifoss Wasserfall sowie das Gletscherfeld des Svinafellsjökull. Nachdem wir uns zuletzt beim Eisklettern ausgetobt haben, setzen wir die Reise fort und fahren durch eine bezaubernde Landschaft zum Myrdalsjökull. hier haben wir eine Verabredung mit Benedikt, der uns mit seinem Super-Jeep mit auf das ewige Eis des Myrdal nimmt, wo wir sensationelle Ausblicke in die Ebene haben. Anschließend geht´s zum Black Beach, wo uns Benedikt demonstriert, was so ein Allradumbau alles draufhat. Ein paar Kilometer weiter erreichen wir, gerade rechtzeitig in der gleißenden Spätnachmittagssonne, den 60 m in die Tiefe prasselnden Skogafoss, der unterhalb des berühmt-berüchtigten Eyjafjallajökull liegt. Jetzt schwenken wir erneut nach Norden, um ins Reich der bunten Berge und heißen Quellen rund um Landmannalaugar zu gelangen. Dort im unwirtlichen Hochland zeigt sich der Vulkanismus wiederum von seiner einnehmendsten Seite. Wieder zurück in der Zivilisation geht´s über den mächtigen Gullfoss Wasserfall und den beeindruckenden Geysir Strokkur in den Pingvellir Nationalpark. An diesem historischen Ort sind die tektonischen Kräfte der Erdmasse durch Risse und Felsspalten mehr als sichtbar. Zum Abschluss der Reise ändert sich das Umfeld nochmals komplett. Auf der relativ flachen Reykjanes Halbinsel dominiert nun das braun-schwärzliche Szenario der erkalteten Lavamassen. Was aber nicht heißen soll, dass diese Region unattraktiv wäre. Ganz im Gegenteil. Umgeben vom rauen Atlantik ist die Küste gesäumt von zahlreichen schmucken Leuchttürmen, spektakulären Felsformationen und kleinen Siedlungen. Hier trocknet, im stetig blasenden Wind, der berühmte Stockfisch, befindet sich mit Krysuvik ein sensationelles Thermalquellgebiet mit blubbernden Erdlöchern und jeder Menge Schwefeldampf sowie nicht zu letzt die weltbekannte Blaue Lagune, ein kommerziell ausgebauter Wellnesstempel, die aus einem „Abfallprodukt“ eines hier ansässigen Geothermalkraftwerks entstand.
Island ist nicht groß an Fläche … dafür umso größer an abenteuerlichen Szenerien, erstaunlichen Erlebnissen und geologischen Wundern – kommen Sie, staunen Sie, erleben Sie! > zurück <